
Temperature Heroes: Standing on the shoulders of giants
Die Geschichte der Thermometrie ist eine Geschichte der Entdeckungen, Irrtümer und bahnbrechenden Erkenntnisse. Sie beginnt mit den ersten Versuchen der Antike, Wärme und Kälte zu begreifen, führt über die geniale Einfachheit des Thermoskops von Galileo Galilei bis hin zu den hochpräzisen Standard-Platin-Widerstandsthermometern (SPRTs) unserer Zeit.
Jeder Fortschritt in der Geschichte der Thermometrie baut auf dem Wissen und den Experimenten der Wissenschaftler auf, die vor uns kamen. Daniel Gabriel Fahrenheit, Anders Celsius, William Thomson (Lord Kelvin) und viele andere haben nicht nur Temperaturskalen entwickelt, sondern unser Verständnis von Wärme und Energie revolutioniert. Ohne ihre Ideen und Messmethoden wäre eine verlässliche Temperaturmessung heute undenkbar.
Wir stehen auf den Schultern dieser „Temperature Heroes“. Ihre Arbeit prägt nicht nur die heutige Wissenschaft, sondern auch unser modernes Leben. Ich nehme Sie mit auf eine Reise durch die Geschichte der Thermometrie – von den ersten einfachen Versuchen bis hin zur hochpräzisen Temperaturmessung der Gegenwart.
Einleitung – Geschichte der Thermometrie
Temperatur ist eine der wichtigsten physikalischen Größen in unserem Alltag. Ohne präzise Temperaturmessung wären viele Dinge komplizierter oder sogar gefährlich. Doch das war nicht immer so. Über Jahrhunderte hinweg hatten Menschen keine Möglichkeit, Temperatur genau zu messen. Erst mit der Entwicklung der ersten Thermometer im 16. und 17. Jahrhundert begann eine neue Ära der Wissenschaft und Technik. Wie haben sich Thermometer im Laufe der Zeit entwickelt? Und welche Meilensteine haben die Temperaturmessung auf das heutige Präzisionsniveau gebracht?
Inhalt
Warum ist Temperaturmessung wichtig?
Die Temperatur beeinflusst unser tägliches Leben mehr, als wir oft bewusst wahrnehmen. Vom morgendlichen Griff zur Jacke über den perfekt gebrühten Kaffee bis hin zur Heizungssteuerung im Winter – ohne präzise Temperaturmessung wäre vieles unpraktisch oder sogar gefährlich.
Schon in der Küche spielt Temperatur eine tragende Rolle. Beim Kochen oder Backen entscheidet sie über Geschmack und Konsistenz. Ein Steak gelingt nur perfekt, wenn die richtige Kerntemperatur erreicht wird, und Schokolade schmilzt bei Körpertemperatur – weshalb sie so angenehm auf der Zunge zergeht. Auch der morgendliche Kaffee schmeckt nur dann richtig gut, wenn er heiß genug ist, aber nicht so heiß, dass man sich die Zunge verbrennt.
Nicht nur bei der Zubereitung, sondern auch bei der Lagerung von Lebensmitteln ist Temperatur wichtig. Ein Kühlschrank muss kalt genug sein, um Lebensmittel frisch zu halten, aber nicht so kalt, dass Obst und Gemüse gefrieren.
Auch in der Gesundheitsvorsorge ist Temperaturmessung nicht weg zu denken. Wenn wir Fieber haben, gibt uns ein Thermometer sofort eine Einschätzung, ob es sich um eine harmlose Erkältung oder möglicherweise eine ernstere Erkrankung handelt.
Ein kurzer Blick auf das Thermometer bestimmt oft, wie wir uns anziehen oder welchen Aktivitäten wir nachgehen. Ist es draußen frostig, ziehen wir uns warm an, bei hohen Temperaturen greifen wir zu leichter Kleidung. Temperatur ist auch für unsere Sicherheit im Straßenverkehr entscheidend: Bei Minusgraden kann sich Glatteis bilden.
Letztlich ist Temperaturmessung ein unsichtbarer Helfer, der unser Leben sicherer, komfortabler und gesünder macht. Ob beim Frühstück, bei der Arbeit oder auf der Straße – sie bestimmt viele Entscheidungen, ohne dass wir es bewusst merken.
Kurze Vorschau auf die Entwicklung der Thermometrie
Die Geschichte der Temperaturmessung reicht weit zurück. Schon in der Antike versuchten Gelehrte, Wärme und Kälte zu verstehen, doch erst im 16. und 17. Jahrhundert entstanden die ersten messbaren Skalen. Galileo Galilei entwickelte um 1593 das erste Thermoskop, das Temperaturveränderungen sichtbar machte, jedoch noch keine genauen Werte lieferte. Im 18. Jahrhundert führten Forscher wie Fahrenheit, Celsius und Réaumur präzise Temperaturskalen ein, die die Grundlage für moderne Messmethoden legten. Mit der industriellen Revolution kamen neue Technologien wie das Quecksilberthermometer, elektrische Widerstandsthermometer und später digitale Sensoren.
Heute ermöglicht die Internationale Temperaturskala von 1990 (ITS-90) eine hochpräzise und weltweit einheitliche Temperaturmessung. Sie basiert auf definierten Fixpunkten, darunter der Tripelpunkt von Wasser (0,01 °C).
In der Hochpräzisionsmessung kommen Standard-Platin-Widerstandsthermometer (SPRTs) zum Einsatz, die Messungen mit einer Genauigkeit im Mikrokelvin-Bereich ermöglichen.
Diese Entwicklung zeigt, wie aus einfachen Beobachtungen ein wissenschaftlicher Standard wurde.
Frühe Versuche der Temperaturmessung
Bevor es Thermometer gab, mussten Menschen Temperaturunterschiede auf einfache und oft subjektive Weise einschätzen. In der Antike existierten noch keine Skalen oder genauen Messmethoden, doch verschiedene Kulturen entwickelten Methoden, um Wärme und Kälte grob zu bewerten.
Die einfachste Methode: Fühlen mit der Hand
Die offensichtlichste Art der Temperaturbewertung war die Berührung. Menschen hielten ihre Hände in die Sonne, in Wasser oder in den Wind, um Hitze oder Kälte zu spüren. Doch diese Methode war fehleranfällig – unsere Haut passt sich schnell an Temperaturen an, sodass wir oft nur relative Unterschiede wahrnehmen.
Luftausdehnung als frühe Temperaturanzeige
Schon in der Antike beobachteten Gelehrte, dass sich Luft bei Wärme ausdehnt und bei Kälte zusammenzieht. Obwohl keine spezifischen Personen namentlich überliefert sind, die diese Beobachtung machten, nutzten frühe Wissenschaftler dieses Prinzip, um einfache Geräte zu entwickeln, die auf Luftausdehnung basierten.
Medizinische Bedeutung: Die Temperatur des Körpers
In der antiken Medizin spielte Temperatur eine wichtige Rolle. Der griechische Arzt Hippokrates (ca. 460–370 v. Chr.) empfahl, die Temperatur eines Patienten durch Berührung der Stirn oder der Hände zu bewerten. Dies war eine frühe Form der Diagnose, die noch heute in der Medizin genutzt wird – auch wenn wir heute Fieberthermometer haben.
Die Methoden der Antike waren zwar rudimentär, aber sie legten den Grundstein für spätere Entwicklungen. Die Beobachtung der Luftausdehnung führte später zur Entwicklung des Thermoskops, und die medizinische Temperaturbewertung zeigte, wie wichtig die Thermometrie für den Alltag ist.
Erste theoretische Überlegungen in der Antike (z. B. von Philosophen wie Empedokles oder Aristoteles)
Lange bevor es Thermometer gab, beschäftigten sich antike Philosophen mit den Konzepten von Wärme und Kälte. Da sie noch keine physikalischen Messmethoden besaßen, interpretierten sie Temperatur anhand natürlicher Phänomene und philosophischer Prinzipien. Zwei der bedeutendsten Denker in diesem Bereich waren Empedokles (5. Jh. v. Chr.) und Aristoteles (4. Jh. v. Chr.), deren Ideen über Jahrhunderte hinweg das wissenschaftliche Denken beeinflussten.
Empedokles: Die Vier-Elemente-Lehre und Temperatur als Eigenschaft der Materie
Empedokles war einer der ersten Philosophen, der versuchte, die Natur durch grundlegende Elemente zu erklären. Er entwickelte die Vier-Elemente-Lehre, nach der alles aus den vier Grundsubstanzen Feuer, Wasser, Luft und Erde besteht. Wärme wurde mit Feuer und Luft assoziiert, während Kälte mit Wasser und Erde in Verbindung gebracht wurde. Nach dieser Theorie war Temperatur keine eigenständige physikalische Größe, sondern eine Eigenschaft der Elemente selbst.

Dieser Ansatz wurde über Jahrhunderte hinweg als Basis für die Naturwissenschaften verwendet. Erst viel später wurde erkannt, dass Temperatur nicht von den vier Elementen, sondern von der Bewegung der Moleküle abhängt – ein Konzept, das erst in der Neuzeit durch die kinetische Gastheorie entwickelt wurde.
Aristoteles: Wärme als Gegenspieler der Kälte
Aristoteles erweiterte die Ideen von Empedokles und stellte ein Modell auf, in dem Wärme und Kälte als gegensätzliche Prinzipien wirkten. Er glaubte, dass jedes Material von Natur aus eine bestimmte “natürliche Wärme” oder “natürliche Kälte” besaß, die sich durch äußere Einflüsse verändern konnte. Nach Aristoteles war Wärme mit dem Aufsteigen verbunden (z. B. heiße Luft oder Flammen), während Kälte zur Verdichtung und Abkühlung führte.
Aristoteles ordnete den vier Elementen spezifische Eigenschaften zu:
• Feuer: heiß und trocken
• Wasser: kalt und feucht
• Erde: kalt und trocken
• Luft: heiß und feucht

Diese Zuordnungen bildeten die Grundlage für sein Verständnis von Wärme und Kälte als grundlegende Eigenschaften der Materie.
Diese Ideen wurden über Jahrhunderte hinweg in der Medizin, Alchemie und Naturphilosophie weiterverwendet. Besonders in der humoralen Medizin von Hippokrates und Galen spielte Temperatur eine große Rolle – man glaubte, dass die Balance von „heißen“ und „kalten“ Säften im Körper die Gesundheit bestimmte.
Von der Philosophie zur Messwissenschaft
Obwohl die antiken Theorien noch keine präzisen Messungen ermöglichten, legten sie den Grundstein für das wissenschaftliche Verständnis von Temperatur. Die Vorstellung, dass Wärme und Kälte natürliche, messbare Größen sind, führte schließlich zur Entwicklung erster Temperaturmessgeräte im 16. und 17. Jahrhundert.
Heute wissen wir, dass Temperatur eine Folge der Bewegung von Atomen und Molekülen ist – ein Konzept, das mit den antiken Vorstellungen wenig zu tun hat. Dennoch bleibt die Erkenntnis, dass schon vor über 2000 Jahren Philosophen versuchten, Temperatur systematisch zu erklären.
Die Erfindung der ersten Thermometer
16. Jahrhundert – Galileo Galilei und das Thermoskop (ca. 1593)
Im späten 16. Jahrhundert begann die systematische Erforschung der Temperaturmessung. Eine der ersten bedeutenden Entwicklungen war das Thermoskop, das Galileo Galilei (ca. 1593) zugeschrieben wird. Tatsächlich ist die genaue Urheberschaft umstritten, da auch andere Wissenschaftler wie Giambattista della Porta ähnliche Geräte beschrieben. Sicher ist jedoch, dass Galilei das Konzept weiterentwickelte und es erstmals für physikalische Beobachtungen nutzte.

Das Thermoskop war ein einfaches Gerät, das Temperaturänderungen sichtbar machen konnte. Es bestand aus einer mit Luft gefüllten Glaskugel, die über ein schmales Röhrchen in ein Wassergefäß führte. Erwärmte sich die Luft in der Kugel, dehnte sie sich aus und drückte das Wasser im Röhrchen nach unten. Kühlte sich die Luft ab, zog sie sich zusammen und das Wasser stieg wieder an. Damit ließ sich zwar eine Veränderung der Temperatur qualitativ beobachten, aber es fehlte eine einheitliche Skala, um genaue Messwerte zu bestimmen.

Ein großes Problem des Thermoskops war, dass es nicht nur auf Temperatur, sondern auch auf Luftdruckänderungen reagierte. Diese Abhängigkeit machte exakte Messungen schwierig und führte später zur Entwicklung von Thermometern mit Flüssigkeiten wie Alkohol oder Quecksilber, die unabhängig vom Umgebungsdruck funktionierten.
Trotz dieser Einschränkungen war das Thermoskop ein bedeutender Meilenstein. Es legte den Grundstein für die späteren Entwicklungen der Thermometrie und inspirierte Wissenschaftler wie Santorio Santorio, der als Erster eine Skala anbrachte, um Temperaturunterschiede numerisch zu erfassen. Somit war das Thermoskop der erste Versuch, Temperaturveränderungen systematisch sichtbar zu machen.
Das 17. Jahrhundert – Die ersten skalierten Thermometer von Santorio Santorio und Ferdinand II. von Medici
Im 17. Jahrhundert wurden große Fortschritte in der Temperaturmessung erzielt. Während das Thermoskop von Galileo Galilei bereits Temperaturveränderungen sichtbar machen konnte, fehlte ihm eine Skala, um messbare Werte zu erhalten. Zwei Wissenschaftler spielten eine wichtige Rolle in der Geschichte der Thermometrie: Santorio Santorio und Ferdinand II. von Medici.
Santorio Santorio: Das erste skalierte Thermometer (ca. 1612)
Der italienische Arzt und Wissenschaftler Santorio Santorio (1561–1636) war einer der ersten, der ein Thermometer mit Skala entwickelte. Santorio war bekannt für seine Arbeiten in der medizinischen Messtechnik und kombinierte das Prinzip des Thermoskops mit einer numerischen Skala, um objektive Temperaturvergleiche zu ermöglichen.
Sein Thermometer bestand aus einem mit Alkohol gefüllten Glasrohr, das mit einer Skala versehen war. Es war jedoch noch nicht vollständig unabhängig vom Luftdruck, sodass Schwankungen in der Umgebung die Messergebnisse beeinflussen konnten. Dennoch war es ein entscheidender Fortschritt, da es erstmals erlaubte, Temperaturveränderungen quantitativ zu erfassen und zu vergleichen. Santorio nutzte sein Thermometer insbesondere in der Medizin, um Körpertemperaturen zu messen – ein früher Vorläufer des modernen Fieberthermometers.
Ferdinand II. von Medici: Das erste geschlossene Flüssigkeitsthermometer (ca. 1654)
Ein weiterer großer Fortschritt kam von Ferdinand II. von Medici (1610–1670), Großherzog der Toskana und begeisterter Naturwissenschaftler. Unter seiner Schirmherrschaft entwickelten Forscher der Accademia del Cimento ein Thermometer, das Alkohol oder Wein als Messflüssigkeit verwendete.
Das Besondere an diesem Thermometer war, dass es im Vergleich zu früheren Geräten eine versiegelte Kapillare hatte, wodurch es weniger von Luftdruckschwankungen beeinflusst wurde. Es stellte damit einen wichtigen Schritt zur Entwicklung stabiler Temperaturskalen dar.

Die Medici-Thermometer legten den Grundstein für die späteren Arbeiten von Daniel Gabriel Fahrenheit, der im 18. Jahrhundert das Quecksilberthermometer erfand.
Die Arbeiten von Santorio Santorio und Ferdinand II. von Medici markierten einen ersten Wendepunkt in der Geschichte der Temperaturmessung.
Das erste skalierte Thermometer von Santorio und das weiterentwickeltes Flüssigkeitsthermometer, das weniger vom Luftdruck beeinflusst war, ebneten den Weg für die späteren Temperaturskalen und die Entwicklung präziserer Messinstrumente.
Erste Versuche einer Temperaturskala
Mit der Entwicklung der ersten Thermometer im 17. Jahrhundert entstand die Notwendigkeit, Temperaturmessungen vergleichbar zu machen. Ohne eine einheitliche Skala waren Temperaturangaben rein relativ und von individuellen Messinstrumenten abhängig. Die ersten Versuche, eine Temperaturskala zu definieren, stammen von verschiedenen Wissenschaftlern, die unterschiedliche Bezugspunkte verwendeten.
Ole Rømer und die erste dokumentierte Temperaturskala (1701)
Der dänische Astronom und Physiker Ole Rømer (1644–1710) war einer der Ersten, der eine systematische Temperaturskala entwickelte. Seine Skala setzte den Gefrierpunkt von Wasser bei 7,5° und den Siedepunkt bei 60° an. Dies machte Temperaturmessungen erstmals reproduzierbar.
Rømers Skala hatte jedoch einige Nachteile: Die Wahl seiner Fixpunkte war willkürlich, und die Einteilung war nicht besonders praktisch. Dennoch war es ein wichtiger Schritt zur Standardisierung der Temperaturmessung.
Isaac Newtons Temperaturskala (1701)
Fast zeitgleich schlug Isaac Newton (1643–1727) eine Temperaturskala vor, die sich stärker an praktischen Erfahrungen orientierte.

Anstatt absolute Fixpunkte wie den Gefrier- oder Siedepunkt von Wasser zu nutzen, orientierte sich Newton an alltäglichen Temperaturphänomenen und ordnete ihnen Werte auf einer Skala zu. Zu seinen etwa 20 Skalenpunkten gehörten unter anderem „kalte Luft im Winter“ als niedriger Referenzpunkt und „glühende Kohlen im Küchenfeuer“ als oberer Fixpunkt.
Später setzte Newton als Referenzpunkt die Temperatur von schmelzendem Schnee (0°) und maß andere Temperaturen relativ dazu anhand der Ausdehnung von Quecksilber.
Newtons Skala war vor allem für wissenschaftliche Zwecke gedacht und wurde später durch präzisere Skalen ersetzt. Dennoch war sie wichtig auf dem Weg zur modernen Thermometrie.
Entwicklung einheitlicher Temperaturskalen
Die Grundlagen für präzisere Skalen
Die frühen Temperaturskalen waren noch nicht universell standardisiert. Unterschiedliche Forscher verwendeten unterschiedliche Fixpunkte, und viele Skalen basierten auf subjektiven Erfahrungswerten. Die Skalen, wie die von Ole Rømer (1701) oder Isaac Newton (1701), waren zudem nicht weit. Mit der Weiterentwicklung der Thermometrie im 18. Jahrhundert wurde klar, dass eine einheitliche Temperaturskala erforderlich war.
Erst im 18. Jahrhundert gelang es Wissenschaftlern wie Daniel Gabriel Fahrenheit, Anders Celsius und René Antoine Ferchault de Réaumur, allgemein anerkannte Skalen zu entwickeln, die schließlich zur Grundlage der modernen Temperaturmessung wurden.
Daniel Gabriel Fahrenheit (1724) – Quecksilberthermometer und Fahrenheit-Skala
Im Jahr 1724 führte der deutsche Physiker Daniel Gabriel Fahrenheit (1686–1736) eine der ersten standardisierten Temperaturskalen ein, die heute noch in z.B. den USA verwendet wird. Neben der Skala entwickelte er auch das erste zuverlässige Quecksilberthermometer, das genauere Messungen als frühere Alkoholthermometer ermöglichte.
Das Quecksilberthermometer – Präzisere Messungen
Fahrenheit experimentierte zunächst mit Alkoholthermometern, stellte jedoch fest, dass Alkohol bei niedrigen Temperaturen gefriert und sich bei höheren Temperaturen ungleichmäßig ausdehnt. Daher begann er, Quecksilber als Messflüssigkeit zu verwenden.
Die Vorteile von Quecksilber:
- Bleibt flüssig in einem großen Temperaturbereich (-39 °C bis 357 °C).
- Dehnt sich linear aus, was genauere Messungen ermöglicht.
- Verdunstet nicht leicht, was die Lebensdauer des Thermometers verlängert.
Mit diesen Eigenschaften wurde das Quecksilberthermometer zur Standardmethode für Temperaturmessungen in Wissenschaft und Technik.
Die Fahrenheit-Skala – Drei Fixpunkte für Temperaturmessungen
Fahrenheit legte drei Fixpunkte für seine Temperaturskala fest:
- 0 °F: Die tiefste Temperatur, die er mit einer Mischung aus Eis, Wasser und Salmiak erzeugte
- 32 °F: Gefrierpunkt von Wasser
- 96 °F: Körpertemperatur eines „gesunden Menschen“
- 212 °F: Siedepunkt von Wasser
Diese Fixpunkte ermöglichten eine reproduzierbare Skala, die unabhängig von einzelnen Thermometern funktionierte.
Die Fahrenheit-Skala setzte sich in England und den britischen Kolonien schnell durch, wurde aber im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts in den meisten Ländern durch die Celsius-Skala ersetzt. Heute wird sie fast ausschließlich in den Vereinigten Staaten verwendet.
Die Réaumur-Skala (1730)
Der französische Wissenschaftler René Antoine Ferchault de Réaumur (1683–1757) entwickelte 1730 eine Temperaturskala für Alkoholthermometer, die in Frankreich und Teilen Europas lange verwendet wurde.

Merkmale der Réaumur-Skala
- 0 °Ré: Gefrierpunkt von Wasser
- 80 °Ré: Siedepunkt von Wasser
Réaumur wählte eine Einteilung in 80 Grad, da er annahm, dass Alkohol sich linear mit der Temperatur ausdehnt. Diese Annahme erwies sich jedoch als ungenau, da sich Flüssigkeiten bei verschiedenen Temperaturen unterschiedlich ausdehnen.
Die Réaumur-Skala wurde vor allem in Frankreich, Italien und Russland genutzt, verlor jedoch mit der Einführung der Celsius-Skala zunehmend an Bedeutung.
Anders Celsius (1742) – Celsius-Skala
Der schwedische Astronom und Physiker Anders Celsius (1701–1744) entwickelte im Jahr 1742 eine neue Temperaturskala, die sich später als internationaler Standard durchsetzte. Im Gegensatz zur Fahrenheit-Skala verwendete Celsius eine dezimale Einteilung, die eine intuitive Handhabung ermöglichte.
Die Celsius-Skala
In seiner Arbeit Observationer om twänne beständiga grader på en thermometer schlug Celsius eine Temperaturskala mit zwei Fixpunkten bei Normaldruck vor:
- 0 °C: Der Siedepunkt von Wasser.
- 100 °C: Der Gefrierpunkt von Wasser.
Diese umgekehrte Skalierung war zunächst ungewöhnlich. Nach Celsius’ Tod im Jahr 1744 setzten sich seine Schüler, insbesondere Carl von Linné (1707–1778), für eine Umkehrung der Skala ein. Dadurch wurde der Gefrierpunkt auf 0 °C und der Siedepunkt auf 100 °C festgelegt – eine intuitivere Ordnung, die sich weltweit durchsetzte.
Vorteile der Celsius-Skala
Die Celsius-Skala hatte zwei große Vorteile gegenüber früheren Temperaturskalen:
- Einfache Handhabung: Die dezimale Einteilung in 100 Schritte erleichterte Messungen und Berechnungen.
- Präzise Fixpunkte: Die Skala basierte auf den physischen Eigenschaften von Wasser (bei Normaldruck), die überall reproduzierbar waren.
Celsius-Skala und ihre heutige Bedeutung
Heute ist die Celsius-Skala als Grad Celsius (°C) eine der am weitesten verbreiteten Temperaturskalen und wird in fast in allen Ländern als Standard zur Temperaturmessungen verwendet. Nur in den USA und einigen wenigen Ländern wird noch die Fahrenheit-Skala genutzt.
Die Celsius-Skala bildet auch die Grundlage für die Kelvin-Skala (K), die in der Wissenschaft verwendet wird. Dabei gilt:
0 °C = 273,15 K (Kelvin beginnt beim absoluten Nullpunkt).
Die Einführung der Celsius-Skala war ein weiterer großer Schritt in der Thermometrie. Durch ihre einfache Einteilung, klare Fixpunkte und intuitive Handhabung wurde sie schnell zum internationalen Standard. Obwohl Anders Celsius selbst die heutige Skalierung nicht mehr erlebte, gehört seine Arbeit zu den wichtigsten Entwicklungen in der Geschichte der Temperaturmessung.
Die Kelvin-Skala (1848)
Im Jahr 1848 führte der schottische Physiker William Thomson, Lord Kelvin (1824–1907) die erste absolute Temperaturskala ein. Die Kelvin-Skala (K) basiert auf dem absoluten Nullpunkt, dem tiefstmöglichen Temperaturwert, bei dem alle thermischen Bewegungen aufhören. Die Kelvin-Skala (1848) ist die erste wissenschaftlich fundierte absolute Temperaturskala.
Merkmale der Kelvin-Skala:
- 0 K: Absoluter Nullpunkt (-273,15 °C).
- 273,15 K: Gefrierpunkt von Wasser (0 °C).
- 373,15 K: Siedepunkt von Wasser (100 °C).
Die Kelvin-Skala wird insbesondere in der Wissenschaft, Physik und Thermodynamik verwendet, da sie unabhängig von spezifischen Fixpunkten wie Wasser ist und auf der Energiebewegung von Teilchen basiert.
Die Kelvin-Skala ist heute die offizielle Temperaturskala des Internationalen Einheitensystems (SI). Ein große Vorteil der Kelvin ist es, dass sie Temperaturwerte ohne negative Zahlen ermöglicht.
Quellen
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StudySmarter – Empedokles Elemente – https://www.studysmarter.de/schule/griechisch/griechische-philosophie-theorie/empedokles-elemente/
Chemie.de – Vier-Elemente-Lehre – https://www.chemie.de/lexikon/Vier-Elemente-Lehre.html
Viviani, V. (1654). Racconto istorico della vita del Sig. Galileo Galilei
Die Erfindung des Thermometers und seine Gestaltung im XVII. Jahrhundert – Burckhardt, Fritz – Basel, 1867
Museo Galileo – Thermoscope – https://catalogue.museogalileo.it/object/Thermoscope.html
Bigotti, F. – The Weight of the Air: Santorio’s Thermometers and the Early History of Medical Quantification Reconsidered – https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC6407691/
Wikipedia. – Santorio Santorio – https://en.wikipedia.org/wiki/Santorio_Santorio
Accademia del Cimento. (1667) – Saggi di Naturali Esperienze
Middleton, W. E. K. (1966) – A History of the Thermometer and its Use in Meteorology
Newton, (1701) – Scala graduum Caloris – Philosophical Transactions of the Royal Society
Fahrenheit, D. G. (1724) – Experimenta et Observationes de Congelatione Aquae – Philosophical Transactions of the Royal Society.
Réaumur, R. A. F. (1730). Observations sur la Construction des Thermomètres
Celsius, A. (1742) – Observationer om twänne beständiga grader på en thermometer – Kungliga Svenska Vetenskapsakademiens Handlingar.
Thomson, W. (1848) – On an Absolute Thermometric Scale – Philosophical Magazine
Bildrechte
“Vier Elemente der Alchemie”, gemeinfrei, verfügbar auf Wikimedia Commons
“Die vier Elemente” im Kaiserdom Königslutter – August von Essenwein (1831-1892); Adolf Quensen (1851-1911), Public domain, aufgenommen von Rabanus Flavus, Wikimedia Commons, 15. Februar 2012
Porträt von Galileo Galilei, gemalt von Domenico Tintoretto (1602–1607), Foto vom National Maritime Museum, Greenwich, London, verfügbar auf Wikimedia Commons
Foto des Thermoskops von Galileo Galilei im Musée des Arts et Métiers, aufgenommen von Chatsam, lizenziert unter CC BY-SA 3.0 – verfügbar auf Wikimedia Commons
Medici-Thermometer – Accademia del Cimento. (1667) – Saggi di Naturali Esperienze
Porträt von Sir Isaac Newton, English School, ca. 1715–1720, Wikimedia Commons
Réaumur, R. A. F. (1730). Observations sur la Construction des Thermomètres